Schrattenbach: 170km FAI

Ein lang ersehnter Traum wird wahr. Ein Dreieck von Schrattenbach aus.

In der Früh noch viel feuchte
In der Früh noch viel feuchte

Nach meinem Kniescheibenbruch wird es so langsam wieder. Ich bin schon ein paar mal wieder geflogen, habe kaum Beschwerden. Nur wie es sich bei sehr langen Flugdauern verhält musste noch ausprobiert werden. Also am Vortag die Streckenflugausrüstung wieder aus dem Winterschlaf erweckt, die Akkus geladen, mein Soundsystem installiert und alle Sachen gut vorbereitet. Die Wetter-prognosen sahen recht vielversprechend aus und so macht ich mich um 10 Uhr in Schrattenbach bereit, diesmal auch mit Urinalkondom für lange Flugdauer.

Kilometer fressen an der Kante
Kilometer fressen an der Kante

Um 10:30 gestartet ging es gleich schon super thermisch hoch. Die Basis war noch tief, viele Wolken ausgebreitet und der Tag noch früh. Also verschwendete ich erst garkeine Zeit mit Kurbeln und sammelte fleißig die 3x 5km Schenkel im zickzack-style an der Kante. Dies würde sich bei einem Oneway schonmal zur Strecke addieren. Als ich schließlich fertig war gesellt sich auch Sebi zu mir.

Leider war die starke Thermik weg und es ging nurnoch schwach und selten

Über Kaufbeuren
Über Kaufbeuren

Mir wurde gleich klar, dass das die typischen Tage sind, wo es morgends super labil ist und man aber nach kürzester Zeit schaun muss, dass man überhaupt noch einmal den Anschluss zur Basis bekommt. Also klammerte ich mich an jeden Bart den ich kriegen konnte und machte mich innerlich bereit auch mit einer niedrigen Höhe abzufliegen. Als Sebi mal kurz wo anders war erwischt ich den wichtigen Bart der mich langsam aber stetig auf über 1500m beförderte. Sebi verpasste den Anschluss leider und musste sogar einlanden. Die Basis war tief aber ich konnte gut nach Wolken fliegen. Der Wind war nur sehr schwach und ich war eher langsam unterwegs.

Wolkenstrassen die zeitenweise gut gingen
Wolkenstrassen die zeitenweise gut gingen

Durch die niedrige Arbeitshöhe war ich die meiste Zeit in kritischen Höhen und war oft gezwungen auch schwächere Bärte zu nutzen. Generell hab ich mich mittlerweile damit abgefunden, dass 2m/s+ in diesem Flachland schon wirklich gut ist und man oft auch mal 1m/s Kurbeln muss, sonst steht man einfach zu oft am Boden. Nur selten ging es besser und großflächiger wie in dem Bild zu sehen.

Anschluss an die Berge
Anschluss an die Berge

Ich blinselte schon von Anfang an immer wieder Richtung Berge, diese hingen bis 15:00 noch stark in den Wolken und waren 7/8 abgeschattet. Als ich schließlich die ED-R Spatzenhausen umflog wurde es lichter und der Wind drehte schwach auf Nord. Ich dachte mir sowieso die ganze Zeit, dass ich doch lieber in den Bergen für X-Alps trainieren sollte und ich hatte Bock auf knackigere Bedingungen. Als ich im XC Track den FAI Sektor über der Gaichtspitze sah, stand der Plan fest in die Berge zu fliegen.

Talquerung bei Erwald
Talquerung bei Erwald

Es ging zügig voran und erst über Garmisch musste ich wieder tief am Alpspitz aufsoaren. Am Höllental merkte ich dann ein leichten Ostwind und entschied mich trotz Abschattungen tief die Talseite wechseln (Bild). Der Einstieg war tief, windig und kratzig. Aber mit bisschen Biss gings wieder nach oben.

Tiefe ausgebreitete, dunkle Wolken
Tiefe ausgebreitete, dunkle Wolken

Vor mir lagen nun die waldigen Täler um den Plansee und eine tiefe ausgebreitete Basis. Ich musste eine Balance finden möglichst hoch zu fliegen aber dabei nicht in die Gefahr zu kommen in die breite Wolken eingesaugt zu werden.

Sonne in Sicht!
Sonne in Sicht!

Die Wolke ging nur schwach und nach ein paar Sicherheitskreise flog ich...

Zugspitze in den Wolken im Hintergrund
Zugspitze in den Wolken im Hintergrund

... in genialem Panorama weiter...

Schlüsselstelle Lechtalquerung
Schlüsselstelle Lechtalquerung

Mir war schon klar, dass jetzt eine mega Schlüsselstelle kommen würde. Ich musste irgendwie an die Hahnenkamm-Krete kommen. Die Sonne stand schon tief. Auch wenn man an den Wolken eine klare Südströmung erkennen konnte sah ich die Chance sehr gering, dass aus der Südostseite der Gehrenspitze was weggehen würde. Ich würde zu tief im Talwind ankommen. Also konnte ich nur diagonal zur Gaichtspitze queren. Mit dem Bewusstsein, dass es schwierig und sportlich werden wird sich aus der Südseite nochmal hochzubasteln.

Überglück über Gehrenspitze
Überglück über Gehrenspitze

Es war tief in der Gaicht wie erwartet mega leeig und windig. Trotzdem konnte ich mich irgendwie ins Tannheimer Tal basten und soarte mit kaum Vorwärtsfahrt zunächst fast parallel am Hahnenkamm Westgrad in einem 30km/h Nordwind. In dessen Lee war ich kurz zuvor noch. Das Tannheimer Tal war großflächig abgeschattet und ich entschied mich geduldig maximale Höhe am Hahnenkamm zu machen. Als ich Die Gehrenspitze überflog war mir klar: Jetzt schauts sehr gut aus für das FAI!

Geniales Wolkenspiel an der Gehrenspitze
Geniales Wolkenspiel an der Gehrenspitze

Ich nahm die nördliche Route, da ich so im Notfall noch weiter Richtung Startplatz abgleiten kann und somit das FAI auf jeden Fall schließen kann (20% Regel)

Softe Abendthermik an der Schlicke
Softe Abendthermik an der Schlicke

Mit der Einstellung: "Alles was jetzt noch kommt zählt als Zugabe." drehte ich gemütlich noch ein schwachen Bart um mich dann Richtung Pfronten zum Abgleiten aufzumachen.

Abendliches ausgleiten
Abendliches ausgleiten

Auf dem Weg zum Falkenstein sah ich wie sich eine Wolke darüber bildete... hmm, vielleicht geht ja was. Tief unter Grat angekommen fand ich nur ein Nullschieber und hangelte mich um die Ecke ins Luv. 150m Über Grund erwischte ich noch einmal schwaches Steigen aus einem großen in der Sonne liegenden Waldgebietes. Ich sah wie die Wolke über mir immer größer und dunkler wurde. Tatsächlich gelang es mir noch einmal Basis zu machen.

Landung bei Nesselwang
Landung bei Nesselwang

Nach 8:20h überglücklich am Boden.

Resumee: Der Tag war schon außerordentlich gut für den Flug geeignet und ich habe an der ein oder anderen Stelle das nötige Quäntchen Glück gehabt. Vielleicht kann man das FAI noch ein wenig nach Süden ausdehnen, wenn die Basis höher und die Abschattungen geringer sind. Ich hoffe die Route wird noch öffters mal probiert. Ich denke, dasse es auch bei mehr Westwind funktionieren könnte sich bei Penzberg mit dem Talwind in die Windgeschützteren Berge blasen zu lassen. Ich bin gespannt!

Vielen Dank an Ferdi, der mich auf dem Heimweg zu meinem Auto gefahren hat. Das kommt selten vor, dass man so früh wieder zu Hause ist.

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